Renaissanceblockflöten

Consortinstrumente

Renaissance recordersVorbilder

Die Vorbilder meiner Renaissanceblockflöten sind erhaltene Originalinstrumente aus verschiedenen europäischen Museen. Meine Instrumente weisen alle typischen Züge der Originalinstrumente auf, generell ohne den Versuch moderner ‘Verbesserungen’. Alle meine Flöten haben z.B. eine leicht konische Bohrung, einen gebogenen Windkanal und Labium, unterschnittene Fingerlöcher und eine schlichte äußere Form. Die tiefen Flöten sind mit Schwalbenschwanzklappe und Fontanelle versehen. Da die Vorbilder meiner Flöten von verschiedenen Instrumentenbauern stammen und oft unterschiedliche Stimmungen haben, war es jedoch notwendig, bei den einzelnen Flötenmodellen geringe Änderungen gegenüber dem Originalinstrument vorzunehmen, um die Flöten dadurch in Stimmung und Klang zu einer musikalischen Ganzheit werden zu lassen. Keine dieser Änderungen überschreitet jedoch die Grenzen, die von den originalen, erhaltenen Renaissanceblockflöten einmal gesetzt wurden.

Stimmung: Mitteltönig bei a’ = 440 (nominell)

Die Tonhöhe der originalen Renaissanceblockflöten liegen zwischen ca. 430 und 470 Hz. Meine Flöten sind mitteltönig in einer Tonhöhe gestimmt, die erfahrungsgemäß die größtmögliche Übereinstimmung mit modern gestimmten Flöten in a’=440 Hz ergibt. Die mitteltönige Stimmung macht z.B. das g, d, a, e und h der Flöten etwas tiefer, f und b etwas höher als die entsprechenden Töne in der modernen gleichschwebenden Stimmung. Der Ton a’ bekommt die Schwingungszahl 437,4, der Ton c ist bei beiden Stimmungen gleich (c”=523,3 Hz). Die mitteltönige Stimmung macht es besonders leicht, ganz reine Akkorde zu intonieren.

Fingerlöcher

Die Fingerlöcher sind wie bei den Originalinstrumenten angebracht: die oberen sechs auf der Vorderseite liegen auf einer Linie, das siebte Loch ist an zwei Stellen der Flöte gebohrt, nämlich jeweils rechts und links von der Mitte, passend für den rechten oder linken kleinen Finger, davon abhängig welche Hand der Spieler zuunterst an der Flöte hat. Das Loch, das dann nicht benutzt wird (heutzutage meistens das linke), ist mit Wachs ausgefüllt. Bei den größeren Flöten wird das siebte Loch mit einer Klappe bedient, die ebenfalls symmetrisch geformt ist und ungeachtet welche Hand unten liegt, gleich gut erreicht werden kann. Für Flötenspieler mit kleinen Händen können Größe und Lage der Fingerlöcher manchmal Probleme machen. In besonderen Fällen kann die Lage der Fingerlöcher nach Absprache geändert werden.

Griffe

Normalerweise werden die Flöten mit originalen Renaissancegriffen gebaut (hier sind beim neunten Ton alle Fingerlöcher offen), aber bei den kleineren Modellen (Sopranino bis Bassflöte) ist es auch möglich, die Flöte mit der barocken Griffweise für den neunten Ton zu bestellen (hier ist beim neunten Ton das zweite Loch von oben gedeckt, alle andere Löcher sind offen).

Teilung

Normalerweise werden die Flöten – wie die Originalinstrumente – in einem Stück gebaut, aber auf Bestellung können einige Modelle auch in zwei Teilen gemacht werden (Teilung zwischen Labium und Fingerlöchern). Bei der Oktavbaßflöte kann der Fussteil immer abgenommen werden.

Zusammenstellung der Flöten als Satz

Renaissanceblockflöten sind diejenige Blockflöten, die sich ideal für das Zusammenspiel im Ensemble eignen, da sie jeder Stimme im Satz größte Klarheit geben und gleichzeitig den Klang zu einer Einheit zusammenschmelzen lassen. Beim Bau wird darauf Rücksicht genommen, daß der Klang der höheren Flöten gegenüber den tieferen im Ensemble nicht scharf und dominierend ist. Das meist benutzte Quartett bestand in der Hochrenaissance (ca. 1550) aus einem Diskant in g’, zwei Tenören in c’ und einem Baß in f. Der größte Teil der überlieferten vierstimmigen Musik kann auf diese Weise besetzt werden und klingt so eine Oktave höher als notiert. Aus klanglichen Gründen kann man für die gleichen Stücke das transponierende Quartett mit einem Tenor in c’, zwei Bässen in f und einem Quintbaß in B wählen oder das tiefe Quartett (das in der notierten Tonhöhe klingt), bestehend aus einem Bassett in g, zwei Quartbässen in c und einem Oktavbaß in F. Wenn man hauptsächlich Musik aus der Spätrenaissance (ca. 1600) in der hohen, oktavierenden Lage spielt, kann es von Vorteil sein, das Standardquartett durch eine Sopranflöte in c” und eine Altflöte in f’ zu ergänzen; diese Modelle werden auch häufig in der Auswahl von Stücken aus der früheren Periode verwendet, die man in modernen Notenausgaben findet.

Zu den einzelnen Modellen

ModellVorlageUmfang Bemerkungen
Sopranino in g"(eigene Konstruktion)g"-e""
Sopran in c"Wienc"-h'''
Diskant in g'Frankfurt/Maing'-f'''
Alt in f'Frankfurt/Mainf'-eb'''
Tenor in c'Brüsselc'-b"relativ enge Bohrung
Tenor in c'Wienc'-b"relativ weite Bohrung
Bassett in gBrüsselg-f"direkt angeblasen, eine Klappe
Bass in fBrüsself-d"Kapsel mit Anblasloch, eine Klappe
Quart bass in cBrüsselc-a'Kapsel mit Anblasrohr, eine Klappe
Quint bass in BVeronaB-g'Kapsel mit Anblasrohr, eine Klappe
Octave bass in FParisF-d'Kapsel mit Anblasrohr, eine Klappe

Materialien und Verarbeitung

Die Flöten werden aus Birnenholz oder gebeiztem Ahorn gebaut. Kapsel und Fontanelle sind bei den entsprechenden Flöten mit Messingringen versehen. Die Oberfläche wird mit Leinöl behandelt. Bei der Herstellung wird ausschließlich mit traditionellen Handwerksmethoden gearbeitet, und jedes einzelne Instrument wird mit größter Sorgfalt gebaut. Während der Justierung von Klang und Stimmung wird jede Flöte lange gespielt, damit sich der Klang später so wenig wie möglich ändert. Dies schließt jedoch nicht aus, daß sich das Holz künftighin “setzen” kann. Deshalb empfiehlt es sich, die Flöte hin und wieder zum Nachsehen in meine Werkstatt zu schicken.

Klangbeispiele mit den Renaissanceblockflöten finden Sie hier.